Heidschnuckenweg
Der Heidschnuckenweg gilt als der Fernwanderweg der Lüneburger Heide schlechthin. Ich habe mir einen der schönsten Abschnitte für ein Wochenende vorgenommen und bin von Hamburg Fischbek nach Handeloh gewandert.
Durchgehend führt der Heidschnuckenweg gut 220 Kilometer von Hamburg Fischbek bis nach Celle und an über 30 Heideflächen vorbei. Zum Einstieg haben mir 45 Kilometer ausgereicht und ich bin nur bis Handeloh gewandert, denn damit hat man nicht nur einen guten Ausstiegspunkt durch einen Bahnhof, sondern auch tolle Highlights, wie die Fischbeker Heide, den Brunsberg und den Pferdekopf gesehen. Meine Tour umfasste also die ersten beiden der offiziell 13 Etappen.

Der Wanderweg wurde aufgrund seiner Naturnähe, der Markierungen und der Einbindung in regionale Kultur und Touristik als Qualitätsweg ausgezeichnet und kommt ohne große Anforderungen an den Wanderer daher. Er kann ganzjährig begangen werden und bietet sicher zu jeder Jahreszeit andere Reize. Zur Blüte der Heide im August bis Anfang September ist sicher am meisten los.
Viele Informationen (etwa auch den GPS-Track zum Download) liefert neben der offiziellen Website zusätzlich der Wanderführer aus dem Conrad Stein Verlag.
Tag 1: Fischbek - Dibbersen
Für eine Streckenwanderung bietet sich meiner Meinung nach die Reise mit dem Zug an, denn man kommt ja nicht dort an, wo man losläuft. Hamburg Fischbek ist von Hannover gut zu erreichen und bereits gegen halb zehn konnte ich den ersten Heidschnucken-Wegweiser direkt am Bahndamm ausmachen. Markiert ist der Streckenverlauf in der Regel durch ein gelbes oder weißes H auf schwarzen Grund. Meine Erwartungen in die „Premium-Wanderweg-Ausschilderung“ sind jedoch gleich getrübt worden, denn die Markierungen in Fischbek haben mich erst einmal kreuz und quer durch den kleinen Ort geführt. Wo ich da was falsch gemacht habe weiß ich noch immer nicht - vermutlich bin ich irgendwann von der geplanten Nord-Süd-Route auf die entgegengesetzte Richtung abgebogen, die jedoch komischerweise auf einem anderen Weg zurück zum Bahnhof verläuft. Sei‘s drum: Ich habe mein GPS herausgeholt und fortan nicht mehr ausgeschaltet.
Ziemlich schnell war nach einem Wanderparkplatz auch schon das Naturschutzgebiet und die erste große Heidefläche erreicht. Zur Blütezeit der Heide sicher ein noch viel schönerer Anblick, aber auch so und beim mittlerweile einsetzenden Regen ein toller Ausblick auf den weiteren Charakter der Strecke.
Mit der kleinen Siedlung Tempelberg war dann auch schon Niedersachsen erreicht und die erste Herde der für die Gegend typischen und dem Weg seinen Namen gebenden Heidschnucken lief mir mitten im Wald vor die Füße. Es schüttete mittlerweile wie aus Eimern.
Die Pfade im Wald wurden zusehends matschiger und rutschiger, die Schuhe sind bestimmt ein duzend mal komplett abgetaucht und ich war froh um die Wanderstöcke, bei denen ich mir ursprünglich nicht sicher war, ob ich sie überhaupt mitnehmen soll. Begegnet bin ich bis Langenrehm übrigens buchstäblich keiner Menschenseele. Meine Regenhose war die ganze Zeit im trockenen Rucksack, denn irgendwann, wenn die Wanderhose nass ist, hat man den Moment verpasst, an dem man sie hätte anziehen sollen. Wäre ich an einer Schutzhütte oder Unterstand vorbeigekommen, hätte ich mir das ja nochmal überlegt, aber so etwas habe ich den ganzen Tag nicht gesehen.
Zuvor bin ich noch am Karlstein vorbeigekommen. Ein Findling von etwa zwei Metern Höhe, der da mitten auf dem Weg liegt. Die Hufabdrücke, die der Frankenkaiser Karl zusammen mit den durch sein Schwert herbeigeführten Schlitzungen einer Sage nach verursacht hat, konnte ich deutlich erkennen. Sie stimmt also!
Das Örtchen Nenndorf habe ich nur am Rand gestreift und bin, der Route folgend, vorbei an einer Kiesgrube nach Dibbersen weitergegangen. Leider hat man durch das Autobahndreieck der A1 und A261 eine permanente und nervige Geräuschkulisse. Auch das Queren von Autobahnen oder ihre Unterführungen sind jetzt eher weniger premium…
Beim Erreichen meiner Unterkunft, dem Landhotel Frommanns, gegen 16:00 war ich dann auch ziemlich platt und habe erst mal die Füße hochgelegt. Hotel und Restaurant kann ich sehr empfehlen. Das Zimmer war erstaunlich modern und hatte ein schönes Bad.
Tag 2: Dibbersen - Handeloh
Nach einem leckeren Frühstück bin ich um kurz nach acht gut gestärkt aufgebrochen. Die Sonne schien und alles wirkte gleich viel freundlicher. Auf den Weg nach Buchholz in der Nordheide liegen schöne Feldwege und ein toller Wald. In Buchholz war gerade Wochenmarkt und ich konnte mich mit frischen Erdbeeren versorgen.
Die Natur auf dieser Etappe ist wirklich wunderschön. Die Höllenschlucht lässt schlimmes vermuten, entpuppt sich aber als ein sehr schönes Waldstück, der Brunsberg als höchste Erhebung bis Handeloh bietet einen tollen Ausblick und das Büsenbachtal mit dem (warum auch immer) Pferdekopf genannten Hügel ist eine tolle Kulisse. Gleich zwei Hochzeitspärchen habe ich mit ihren Fotografen in der Heidelandschaft stehen und posieren sehen.
Ich habe gerade die Spitze des Brunsbergs (129 m) erklommen, da hat auch wieder Regen eingesetzt, so dass ich recht bald weitergezogen bin. Es hat zwar kurz darauf wieder die Sonne geschienen, aber bevor ich meine Hängematte für eine ausgedehnte Pause aufhängen wollte, habe ich in der Wetterapp schon die nächste Regenfront anrauschen sehen. Hätte sich nicht gelohnt. Schade. Also nur kurze Rast im Wald.
Das Büsenbachtal bietet zahlreiche Sitz- und Rastmöglichkeiten. Am Wochenende sind entsprechend viele Tagestouristen in der Gegend unterwegs, verteilen sich aber gut über die vielen kreuzenden Wanderwege. Überhaupt queren und begleiten den Heidschnuckenweg abschnittsweise immer mal wieder andere Wege, wie etwa der Europäische Fernwanderweg E1 (markiert mit einem X) oder der Jakobsweg (gelbe Muschel).
Der letzte Abschnitt nach Handeloh war dann wieder etwas unspektakulärer und ich war nicht traurig, dass ich mein Tagesziel erreichte. Übernachtet habe ich im Hotel Fuchs. Das Zimmer war zwar etwas einfacher, die Küche aber auch hier sehr gut.
Ab Handeloh fährt stündlich die Heidebahn Erixx nach Hannover.
Fazit
In die Gegend möchte ich unbedingt nochmal. Am liebsten zur Heideblüte. Der Wanderweg ist ein schönes Ziel, allerdings gibt es Abschnitte, die mir nicht ganz so viel Spaß gemacht haben. Sonderlich premium finde ich ihn jetzt nicht - am ersten Tag bin ich an keiner einzigen Schutzhütte vorbeigekommen und für die Markierungen war ich manchmal wohl zu doof. Bewaffnet mit GPS oder Karte kann ich den Kurztrip unterm Strich aber jedem empfehlen und auch für eine Tagestour mit der Familie bietet sich die Gegend um das Büsenbachtal an.
Ausreichend Wasser und auch der ein oder andere Snack für den Tag muss man unbedingt mitnehmen, denn die Versorgung unterwegs ist teilweise sonst nicht ohne weite Umwege möglich.
Wenn es das Wetter zugelassen hätte, hätte ich gerne längere Pausen gemacht, später das Etappenziel erreicht und vielleicht auch den einen oder anderen Geocache mitgenommen, leider hat sich beides nicht angeboten.
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